Was ist Ashtanga Yoga?
Ashtanga Yoga ist der Yogastil, in dem ich meine erste Ausbildung (200 Stunden) bei Ralph Otto in Erlangen bei Narada Yoga absolviert habe. Diesen Stil unterrichte ich selten, aber er hat meine Art des Unterrichtens sehr geprägt. Im Ashtanga wird sehr viel Wert auf die korrekte Ausführung der Asanas gelegt, was zur Folge hat, dass der Körper länger gesünder bleibt, da die richtige Haltung die Knochen und Gelenke schont und dazu führt, dass die Energie im Körper freier fliessen kann.
Ashtanga Yoga ist Meditation in Bewegung und schweisstreibend!
Es ist ein Stil, der den Körper wirklich schnell kräftigt und formt, was daran liegt, dass die einzelnen Serien sehr anspruchsvoll sind und jeden Tag wiederholt werden sollen. Man praktiziert allerdings die jede Serie so lange, bis jede Ebene (Geist, Körper, Dristi… ) integriert wurde. Das kann Monate oder Jahre täglichen Übens bedeuten. Wirklich bekannt wurde Ashtanga Yoga durch Patthabi Jois, der 1960 ein Buch veröffentlichte, in dem er sechs Serien des Ashtanga Yoga beschrieb. Diese Serien werden in der immer gleichen Abfolge, bestehend aus einer festen Anzahl und Reihenfolge von Asanas praktiziert. Jeder Übergang, jede Asana, jeder Atemzug und der Blick (Drishti) sind exakt vorgegeben. Während des Unterrichts wird jede Asana im Sanskrit angesagt und jeder Atemzug, jede Bewegung ist einer Zahl zugeordnet, die ebenfalls auf Sanskrit mitgezählt wird. Es geht nicht um die eigene Kreativität, sondern um Demut. Vor allem in der ersten Serie, die aus 41 Asanas und vielen Vorbeugen besteht. Es ist völlig normal, die erste Serie Monate oder Jahre täglich zu wiederholen, wodurch man mehr lernt, als ich jetzt in Worte fassen kann. Man beginnt zu sehen, sehr sehr tief.
Aus dem Sanskrit übersetzt bedeutet ashta – acht und anga – Glied, Aspekt oder Stufe eines Übungsweges. Der achtgliedrige Pfad des Patanjali wird Ashtanga-Yoga genannt. Die acht Glieder werden in den Yoga-Sutren des Patanjali, die als Grundlagentexte des Yoga gelten, beschrieben. Patanjali hat die damals existierenden Philosophiesysteme systematisch in 195 Sutren, das sind kurze Merksprüche, zusammengefasst. Die acht Glieder setzten sich aus Yama, Niyama, Asana, Pranayama, Pratyahara, Dharana, Dhyana und Samadi zusammen. Wobei die ersten fünf Glieder auch als Kriya-Yoga (praktischer Yoga) bezeichnet werden und die letzten drei Glieder als Raja-Yoga (königlicher Yoga). Patanjali schlägt in dem achtgliedrigen Pfad Methoden vor, wie man das Ziel des Yoga „cittavrittinirodhah“, also „das Zur-Ruhe kommen der Aktivitäten des Geistes“ erreichen kann. Jeder einzelne Pfad hilft bei der Verwirklichung dieses Bestrebens. Es gilt seine inneren Prozesse kennenzulernen und diese zu meistern. Die Erkenntnis des Selbst, des eigenen Wesenskernes spielt hierbei eine Rolle. Ashtanga-Yoga im Sinne von Patanjali ist eher eine Wissenschaft des Geistes. In seinen Yoga-Sutren sind keine Asanas erwähnt, ausser, dass die Sitzhaltung fest und bequem sein soll. Im Laufe der Zeit haben weitere Meister die Ashtanga-Tradition fortgeführt. Wie z.B. Vamana Rhishi, Krishnamacharya, BNS Iyengar und Pattabhi Jois. Zum heutigen Ashtanga-Yoga, das Teil des Hatha Yoga Systems ist und das stark von Sri Tirumalai Krishnamacharya (1888-1989) geformt wurde gehören auf der sichtbaren Ebene Körper- und Atemübungen, wobei die philosophische Haltung zum Leben einen mindestens ebenso hohen Stellenwert hat. Kennzeichnend für Ashtanga-Yoga sind dynamische Abfolgen von intensiven Asanas. Es gibt 6 Übungsreihen, die immer den jeweils gleichen Ablauf aufweisen. Die Idee ist, solange die erste Übungsreihe zu wiederholen, bis man diese komplett verinnerlicht hat. Erst dann kann man in die zweite Ashtanga-Serie einsteigen. In meiner Ausbildung bei Ralph Otto in Erlangen haben wir nur die erste Reihe gelernt und praktiziert. Ashtanga Yoga ist Meditation in Bewegung. Die wichtigsten Techniken beim Ausführen der Übungsreihen sind: Asana, Bandha, Vinyasa, Ujjayi-Atem, Kumbhaka, Drishti. Diese Stilrichtung des Yoga hat mich stark geformt in dem Bewusstsein über die anatomisch korrekte Ausführung der Asanas, der Ausrichtung auf das Lebendige und die geistigen Aspekte des Yoga.